Die richtige Wahl der privaten Krankenversicherung (PKV) – Worauf kommt es an?

Die richtige Wahl der privaten Krankenversicherung (PKV) – Worauf kommt es an?

Autor: Redaktionsteam

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Kategorie: Vollkrankenversicherung

Zusammenfassung: Die Wahl einer privaten Krankenversicherung erfordert sorgfältige Abwägung von Leistungen, Beiträgen und individueller Lebenssituation; unabhängige Beratung ist ratsam.

1. Einleitung

Die Entscheidung für eine private Krankenversicherung (PKV) gehört zu den wichtigsten Weichenstellungen in der persönlichen Gesundheitsvorsorge. Anders als bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hängt der Leistungsumfang und die Beitragshöhe in der PKV stark vom gewählten Tarif und der individuellen Lebenssituation ab. Umso wichtiger ist es, sich gut zu informieren und nicht vorschnell zu entscheiden. Dieser Beitrag zeigt, worauf es bei der Auswahl der PKV wirklich ankommt.

2. Gesetzliche vs. Private Krankenversicherung – Ein kurzer Überblick

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) funktioniert nach dem Solidarprinzip: Jeder zahlt anteilig nach Einkommen, unabhängig vom individuellen Risiko. In der privaten Krankenversicherung (PKV) richtet sich der Beitrag nach Alter, Gesundheitszustand und gewünschten Leistungen.

Wer darf überhaupt in die PKV?
Nur bestimmte Personengruppen können in die PKV wechseln:

  • Angestellte mit Einkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze

  • Selbstständige und Freiberufler

  • Beamte und Studierende (unter bestimmten Voraussetzungen)

Vor- und Nachteile im Überblick:

Vorteile Nachteile
Höherer Leistungsumfang Gesundheitsprüfung bei Eintritt
Individuelle Tarifgestaltung Beiträge individuell, auch im Alter!
Chefarztbehandlung & Einzelzimmer möglich Keine kostenfreie Familienversicherung

Praxisvergleich GKV vs. PKV – Ein realistischer Kostenblick

Ein 30-jähriger Versicherter zahlt in einem günstigen PKV-Tarif etwa 500 € monatlich – inklusive Ausgaben für Selbstbeteiligung und Krankentagegeld. Für einen 50-jährigen liegt der Beitrag bei rund 650 € monatlich. Demgegenüber steht der aktuelle Höchstbeitrag in der GKV mit etwa 1.150 € monatlich.

Auf den ersten Blick ergibt sich eine deutliche Ersparnis – unter zwei Bedingungen:

  1. Das Einkommen liegt dauerhaft über der Beitragsbemessungsgrenze (BBG).

  2. Es gibt keine Kinder, die mitversichert werden sollen.

Denn in der GKV sind Kinder beitragsfrei mitversichert. In der PKV kostet jedes Kind ca. 200 € monatlich – bis zur eigenen Versicherungspflicht. Unter Umständen können Kinder beim GKV-versicherten Elternteil mitversichert werden, z. B. wenn der privatversicherte Elternteil unter der BBG liegt.

Weitere Unterschiede und Fallstricke:

  • Gesundheitsprüfung & Vorerkrankungen:
    Ein Versicherer verlangt z. B. für Asthma einen Zuschlag von 40 €, ein anderer lehnt den Antrag ab. Ein Spreizfuß bleibt beim einen beitragsfrei, beim anderen kostet er 30 € extra. Eine anonyme Risikovoranfrage bei mehreren Versicherern ist daher dringend zu empfehlen.

  • Arbeitgeberzuschuss bei Angestellten:
    Dieser reduziert den effektiven Beitrag – und bei Bonusprogrammen kann der Effekt sogar verdoppelt werden. Manche Versicherer zahlen 100,-€ mtl. Nettozuschuss, wenn in einzenen Jahren keine Rechnungen eingereicht werden

  • Selbstständige müssen den vollen Beitrag selbst zahlen – ohne Zuschuss. Für einen 50-Jährigen ist es entscheidend, ob er bis zur Rente ausreichend Rücklagen bilden kann – denn PKV-Beiträge, aber auch GKV-Beiträge können steigen im Alter.

Zentrale Fragen, die man sich stellen sollte bei der PKV:

  • Bleibt das Einkommen langfristig über der BBG?

  • Wie hoch wird die spätere Rente ausfallen?

Auch in der GKV können im Alter hohe Beiträge anfallen, z. B. wenn zur Rente noch Mieteinnahmen oder Kapitalerträge o.a. hinzukommen.

Achtung bei der Tarifwahl:

Einige PKV-Anbieter bieten ausschließlich teure Exklusivtarife an. Diese wirken attraktiv – doch fehlen dort oft niedrigere Alternativen für wirtschaftlich angespannte Zeiten. Empfehlenswert sind Anbieter mit durchdachter Tarifstruktur und internen Wechseloptionen.

Zusatzversicherung als Alternative:

Wer in der GKV bleibt, kann mit einer leistungsstarken Zusatzversicherung viele PKV-Vorteile (z. B. Chefarztbehandlung, Zahnersatz) erreichen – ohne Risiko von Beitragssteigerungen durch Alter oder Vorerkrankungen.


Fazit aus dem Vergleich:

  • Ein PKV-Wechsel kann sich selbst mit 50 Jahren lohnen – wenn das Einkommen stabil und langfristig hoch ist.

  • Familien mit Kindern profitieren häufig stärker von der GKV – besonders in Verbindung mit Zusatzversicherungen.

  • Eine gute Beratung schützt vor bösen Überraschungen – jede Situation ist individuell.

➡️ Empfehlung: Lassen Sie Ihre Situation durch einen erfahrenen Berater analysieren. Mit entsprechender Software und anonymen Voranfragen lässt sich das optimale Angebot identifizieren.

3. Wichtige Kriterien bei der Wahl einer PKV

Beitragshöhe und Beitragsentwicklung

Günstige Einstiegstarife wirken verlockend, doch entscheidend ist, wie stabil die Beiträge langfristig bleiben. Ein Blick in die Vergangenheit des Versicherers kann hier helfen.

Leistungsumfang

Nicht jeder Tarif bietet denselben Schutz. Achte auf:

  • Ambulante Leistungen (z. B. freie Arztwahl, Heilpraktiker)

  • Stationäre Leistungen (z. B. Ein- oder Zweibettzimmer, Chefarztbehandlung)

  • Zahnbehandlung & Zahnersatz

  • Heil- und Hilfsmittel, Vorsorgeuntersuchungen

Selbstbeteiligung und Beitragsrückerstattung

Eine höhere Selbstbeteiligung senkt die Beiträge – allerdings muss man dann im Krankheitsfall tiefer in die Tasche greifen. Viele Versicherer bieten Beitragsrückerstattung und Bonus, wenn keine Leistungen in Anspruch genommen werden.

Tarifvielfalt und Wechseloptionen

Wähle einen Tarif mit „Wechseloptionen“ innerhalb der Gesellschaft, falls sich deine Bedürfnisse ändern. Auch die Option auf eine Beitragsreduzierung im Alter sollte vorhanden sein.

Service und Solidität

Erkundige dich über die Finanzstärke und Kundenzufriedenheit der Versicherung. Ein guter Kundenservice, transparente Kommunikation und schnelle Erstattung sind Gold wert.


4. Besondere Zielgruppen und ihre Bedürfnisse

Angestellte

Profitieren vom Arbeitgeberzuschuss – bis zu 50 % des PKV-Beitrags. Wichtig: Bei einem Jobwechsel oder längerer Arbeitslosigkeit über 55 Jahre kann ein Rückwechsel in die GKV schwierig sein.

Selbstständige und Freiberufler

Müssen den Beitrag allein tragen, haben aber viele Gestaltungsmöglichkeiten. Besonders wichtig: Absicherung gegen Einkommensausfall (z. B. Krankentagegeld). Hohe Selbstbeteiligung kann interessant sein, da mache Tarife mit hoher SB sogar nach Zahlung der SB durch Arztrechnungen günster sind, als Tarife mit keiner oder wenig SB.

Beamte

Erhalten Beihilfe vom Staat – deshalb gibt es spezielle Beihilfetarife. Die PKV ist hier in der Regel deutlich günstiger als die GKV.

Studierende

Können sich zu Studienbeginn für die PKV entscheiden, sollten aber genau prüfen, ob sich das langfristig lohnt – vor allem, wenn später ein Wechsel zurück in die GKV erschwert wird.


5. Typische Fehler bei der Auswahl vermeiden

  • Nur auf den Preis schauen: Günstige Tarife können starke Leistungslücken haben, hohe SB oder beinhalten kein Krankentagegeld. Die sehr günstigen Tarife können Sinn machen, wenn Sie wissen, warum Sie wenig zahlen!

  • Leistungsdetails übersehen: Begrenzte Erstattungssätze, keine Vorsorgeleistungen oder Ausschlüsse können teuer werden, wenn man Sie nicht ausreichend kennt

  • Zukünftige Entwicklung ignorieren: Beiträge können im Alter stark steigen – achte auf Altersrückstellungen und Beitragsentlastungstarife.

6. Tipps für den Entscheidungsprozess

Die Auswahl einer PKV sollte niemals spontan oder allein auf Basis des Beitrags erfolgen. Hier sind einige praktische Empfehlungen, wie Sie vorgehen können:

  • Unabhängige Beratung einholen: Suchen Sie Rat bei Maklern oder Versicherungsberatern, die nicht an einen Anbieter gebunden sind.

  • Vergleichsportale nutzen – aber mit Vorsicht: Sie geben einen Überblick, bilden aber oft nicht alle Tarife oder Leistungsdetails ab.

  • Gesundheitsfragen offen beantworten: Falsche Angaben können später teuer werden – oder zur Leistungsverweigerung führen. Um hier sicher zu gehen fordern Sie am besten einen Krankenkassenverlauf bei ihrer Krankenkasse der letzten 10 Jahre an und besorgen von Ihrem Hausarzt ebenfalls einen Auszug. Dann wissen Sie sicher was im Fall der Fälle Ihre private Krankenversicherung in die Finger gekommt, wenn diese mal eine Rückfrage wegen den Gesundheitsfragen abhält.

  • Vertragsdetails prüfen: Lesen Sie das „Kleingedruckte“ genau – insbesondere Wartezeiten, Ausschlüsse und Beitragserhöhungsoptionen.


Checkliste: Was ist mir bei der PKV wirklich wichtig?

Bevor Sie sich für eine private Krankenversicherung entscheiden, ist es sinnvoll, Ihre eigenen Bedürfnisse zu reflektieren. Die folgende Checkliste basiert auf einem qualifizierten Beratungsleitfaden und hilft Ihnen dabei, wichtige Aspekte zu gewichten:

Nr. Thema / Frage Wichtig Unwichtig
1 Freie Arztwahl (kein Hausarztmodell)
2 Übernahme von Behandlungskosten oberhalb der GOÄ-Sätze
3 Leistungen für Heilpraktiker & Naturheilverfahren
4 Erweiterte Vorsorgeuntersuchungen
5 Vollständige Versorgung mit Hilfsmitteln
6 Heilmittel wie Ergo-, Logo-, Physiotherapie etc.
7 Krankentransporte – auch für Spezialbehandlungen
8 Ambulante Psychotherapie ohne starke Begrenzungen
9 Wahlärztliche Behandlung im Krankenhaus (z. B. Chefarzt)
10 Unterkunft in Privatkliniken ohne Einschränkungen
11 Reha-, Anschlussheilbehandlung, Entwöhnung
12 Behandlung in „gemischten Anstalten“ ohne Vorabgenehmigung
13 Hospiz- und Palliativversorgung
14 Hochwertiger Zahnersatz (Implantate etc.)
15 Erstattung über die GOZ bei Zahnbehandlungen
16 Kostenübernahme für Behandlungen im Ausland
17 Langfristiger Auslandsschutz (z. B. bei Wohnsitzverlagerung)
18 Umwandlung in Zusatzversicherung bei Rückkehr zur GKV
19 Optionen bei veränderten Lebensumständen (Flexibilität)
20 Stabile Beitragskalkulation (z. B. Rückstellungen)
21 Zusatzleistungen wie Haushaltshilfe oder Prävention

Hinterfragen Sie eine potenziellen Tarif mit dieser Checklist!

7. FAQ – Häufige Fragen

Kann ich später wieder in die GKV wechseln?
Nur unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze oder Arbeitslosigkeit).

Was passiert mit der PKV im Alter?
Die Beiträge steigen in der Regel, aber es gibt Möglichkeiten zur Beitragsreduzierung (z. B. Entlastungstarife, Tarifwechsel).

Ist die PKV für Familien sinnvoll?
Nur bedingt – da es keine kostenlose Familienversicherung gibt, muss für jedes Familienmitglied ein eigener Beitrag gezahlt werden.

8. Fazit

Die Wahl der richtigen privaten Krankenversicherung erfordert eine sorgfältige Abwägung von Leistungen, Kosten und persönlicher Lebensplanung. Es geht nicht nur um „heute sparen“, sondern auch um Absicherung für morgen. Wer sich ausreichend informiert und Expertenrat einholt, kann langfristig von den Vorteilen der PKV profitieren – ohne in Kostenfallen zu tappen.